Sachsen ist noch immer im Rennen für den Bau einer Pulverfabrik, obwohl Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger seine Pläne für den Standort in Großenhain zurückgezogen hat. Rheinmetall plant stattdessen, den Standort in Bayern auszubauen, um die Engpässe bei der Munitionsbeschaffung zu bewältigen. Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte an, dass Deutschland über 20 Milliarden Euro in die Munitionsproduktion investieren will.
Der Leipziger CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann erklärte, dass die Produktion schnell hochgefahren werden müsse, und betonte, dass es irgendwo ein neues Werk geben müsse, um den Bedarf zu decken. Er bestätigte, dass die Entscheidung von Rheinmetall noch nicht endgültig gegen Sachsen gerichtet sei. Anwohner hatten bereits gegen die geplante Pulverfabrik in Großenhain protestiert.
Das Unternehmen hat für das neue Werk eine Investition von etwa 800 Millionen Euro avisiert und bis zu 600 Arbeitsplätze geplant. Allerdings ist eine Förderung durch den Bund noch unklar. In Sachsen wurden die Proteste gegen die Ansiedlung größer, und 16 der 22 Stadträte sprachen sich in einem offenen Brief gegen die Pulverfabrik aus. Ministerpräsident Michael Kretschmer schlug einen Bürgerentscheid vor.
Die vorläufige Absage von Rheinmetall wurde zunächst als gute Nachricht von Sachsens Linksfraktionschef Rico Gebhardt gewertet, da der Protest Wirkung zeigte. Rheinmetall hatte bereits zuvor den Bau eines Kampfjet-Produktionswerks in Leipzig abgelehnt und stattdessen einen Standort in Nordrhein-Westfalen gewählt. Jens Lehmann forderte die sächsische Landesregierung auf, sich verstärkt um die Pulverfabrik zu bemühen.